Käpplerin un Kalkmännel -  Das Theaterprojekt zum Dorfjubiläum 750 Jahre Jockgrim (2015)

Jubiläumstheater sucht noch Mitwirkende

Über 250 Besucher bei der öffentlichen Vorstellung des Stationentheater-Projekts am 19. Oktober im Bürgerhaus.

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Die Ziegelei hat zwischen 1884 und 1972, also über fast ein Jahrhundert, das Dorfleben in Jockgrim bestimmt und es von einem Bauern- in ein Arbeiterdorf verwandelt. Aus selbstbestimmter Arbeit wurde fremdbestimmte. Arme Leute erhielten ein, wenn auch oft kleines, regelmäßiges Einkommen. Frauen konnten arbeiten, weil sich die Firma auch um die Versorgung der Kinder kümmerte.

Vollbeschäftigung und Massenentlassung wirkten sich massiv, positiv wie negativ, auf Jockgrim und seine Bewohner aus. Ebenso wirkten die Unternehmer direkt in das wirtschaftliche, politische und alltägliche Leben des Dorfs hinein.

Bereits vor über vierzig Jahren wurde die Ziegelei geschlossen, doch die Geschichte des Unternehmens ist immer noch als wichtiger Teil der eigenen Identität präsent.

Das zeigte sich auch in den fast 50 Interviews, die im Frühjahr 2014 von Mitgliedern der Projektgruppe Stationentheater geführt wurden. Zusammen mit ihnen entwickelten die Projektleiter Marianne Stein und Walter Menzlaw das inhaltliche und logistische Konzept für das geplante Großereignis, das zum Jubiläumsjahr, im Herbst 2015, auf sechs verschiedenen Bühnen - in den Räumen des Ziegeleimuseums, des Bürgerhauses und der Verbandsgemeinde - gespielt wird.

Öfentliche Vorstellung am 19. Oktober

Am 19. Oktober wurde das Theaterprojekt im Bürgerhaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann begrüßte über 250 Gäste, die sich für das Stationentheater-Projekt interessierten. Der „Männerchor“ ließ mit zwei Liedern den „Stehkragenchor“ aus Ludowicis Zeiten wieder aufleben. Im Gespräch mit Josefa Lang, der Tochter des legendären „Vedder Rudolf“ und dem Grafiker Werner Lonz, der fast 20 Jahre lang eng mit Dr. Johann Wilhelm Ludowici zusammenarbeitete, wurde Jockgrimer Geschichte lebendig. Walter Menzlaw und Marianne Stein stellten die 17 Mitglieder der Projektgruppe vor, die anschließend zusammen mit Gästen in einem Mini-Stationentheater im Ziegeleimuseum Appetit machten auf mehr.

„Käpplerin un Kalkmännel“ heißt das Stück mit Geschichten aus dem Zieglerdorf, das von Felix S. Felix und Walter Menzlaw auf der Grundlage erzählter und recherchierter Geschichte geschrieben wurde.

  • Mit einem kleinen Film beginnt das Theaterstück: 1883, als viele Jockgrimer aus Armut auswandern, besucht Wilhelm Ludowici den Ort und beschließt eine Ziegelei zu bauen.
  • 1914 sehen wir Männer, Frauen und Kinder bei schwerer Arbeit in der Fabrik. Wir begegnen erstmals der Käpplerin Barbara und Franz, dem verhinderten Liebespaar, das durch das ganze Stück wandert. Eine Auseinandersetzung zwischen Fabrikant und Pfarrer wird durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs unterbrochen.
  • 1929 ist das Essen knapp. Es herrscht hohe Arbeitslosigkeit. Wer Arbeit hat, dem sitzt die Angst im Nacken, weil „Herr Wilhelm“ auch noch den letzten Acker haben möchte. Entscheidungen fallen nicht leicht, Emotionen kochen über.
  • 1935 zieht Berlin bis nach Jockgrim die Strippen, in der Ziegelei herrscht Vollbeschäftigung, das erste Siedlungshaus feiert Richtfest, Parolen werden geschmettert. „Es geht aufwärts“. Dr. L. auf dem Höhepunkt seiner Karriere, nichts kann ihn aufhalten, fast nichts.
  • 1939 - 1945 „Heil Hitler“ – raus aus dem Heim – rein in den Schützengraben – verschleppt ins Polenheim und  „Peng“ weg ist die Fabrik ...
  • 1950, das Wirtschaftswunder der Persilscheine wird gefeiert, Menschen in Lohn und Brot himmeln ihren Gott an, eine alte Liebe flammt auf...rosarote Pinselstriche, doch da zieht ein Gewitter auf.
  • 1952 Frauen drängen an die Macht! In der Firma wird der Aufstand geprobt, Verbindungen zur Welt hergestellt, von Paris geträumt und Kündigungen ausgeteilt. Langsam geht es abwärts. In einer Art Panoptikum begegnet uns in den Gängen des Ringofens nicht nur der Geist des Dr. L., sondern unter anderem auch das Kalkmännel...
  • 1957, ene mene meck und du bist weg...niemand ist vor einer Entlassung sicher.
  • 1967, rette sich wer kann – zum Glück gibt’s die Daimler!
  • 1972, Sirenen ertönen, Schaulustige rennen, Besserwisser spekulieren und alte Liebe rostet nicht.

Schauspieler und Helfer gesucht

Viele Besucher haben sich am 19. Oktober bereits für die Mitwirkung beim Theaterprojekt angemeldet. Gesucht werden jetzt noch einige junge Männer zwischen 16 und 20 Jahren und einige Männer zwischen 30 und 60 Jahren. Für die weiblichen Rollen werden noch Frauen im Alter zwischen 16 und Ende 30 gesucht. Theatererfahrung ist nicht Voraussetzung, denn die Interessenten werden auf ihre schauspielerischen Aufgaben vorbereitet. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Einzelpersonen und Gruppierungen werden Kontakte untereinander intensiviert, Alteingesessene und Neubürger kommen ebenso zusammen wie unterschiedliche Generationen.

Außerdem werden noch Helfer gesucht für Wegbegleitung, als Ordner und für Organisation. Hilfe können wir auch noch bei der Bau- und Technikgruppe brauchen. Anmeldeschluss ist der 15. November 2014.

Wer sich für das Projekt interessiert, der kann sich auf www.jockgrim-750.de informieren und dort auch online anmelden. Es liegen auch gedruckte ausführliche Informationen vor, mit dem angehängten Anmeldeabschnitt kann man sich ebenfalls anmelden. Weitere Kontaktmöglichkeiten gibt es per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. und unter der Theater-Mobilnummer 01573 – 7941142.

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Alle Fotos: Andreas Lang

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