Käpplerin un Kalkmännel -  Das Theaterprojekt zum Dorfjubiläum 750 Jahre Jockgrim (2015)

Aus der Schule geplaudert ... Lehr – und Wanderjahre.

Viele Schilderungen in den Interviews gehen zurück in die Kindergarten-und Schulzeit: Im alten Schulhaus an der Schlossbrücke unterrichteten durch die Jahre hindurch einige Schulschwestern, die ebenso wie die Kindergartenschwestern dem „Orden der Armen Franziskanerinnen vom bayrischen Kloster Mallersdorf“ angehörten.

Zum Abschluss der Kindergartenzeit war es für die künftigen Erstklässler eine besondere Aufgabe, den Schweinestall der Schwestern zu weißeln. Die Herausforderung meisterte man „stolz wie Bolle“ und konnte nach dieser besonderen „Reifeprüfung“ auf die mütterlich-besorgte Nachfrage „Unn -  packsch du des alläää?“ getrost mit einem kräftigen  „Ja, ja, des kann ich!“ antworten. Den Ranzen auf dem Buckel und mit stolz geschwellter Brust zog man an diesem wichtigen Tag alleine los zur Schule. „Das Theater, was die heut machen“ gab es damals nicht, erzählt eine Jockgrimerin.

Die 7. Mädchenklasse in Jockgrim  im Jahr 1949 mit Prälat Kopp und Schwester Fortunata

Unvergessen ist der Frühsport, den die Schwestern vor dem regulären Unterricht bei geöffneten Fenstern mit den Schülern durchführten: „Turnen ist die beste Medizin, über alle Krankheit hilft sie hin, stärkt die Muskeln, reckt die Glieder, treibet auch den Teufel aus, und dann gehen wir all nach Haus“, reimten sie dazu.

Im Hinterstädtl, so wird erzählt, gab es eine Zeitlang eine Dienstwohnung für Lehrer „für 15 DM Monatsmiete, welche den besonderen Komfort einer eigenen Toilette MIT Toilettenpapier vorweisen konnte. Das Toilettenpapier bestand aus säuberlich gerissenem Zeitungspapier in Postkartengröße, wovon pro Person und pro Toilettengang höchstens vier Stück zu verbrauchen waren ...“.

Einige Lehrerpersönlichkeiten sind in vielfältigen Schilderungen nach wie vor sehr präsent: Wenn´s „Rrrrechle und Schrrreiwe oder die Rrrrraumlehr“ nicht so ganz gut klappen wollten, kamen Lineal und Zollstock gelegentlich zweckentfremdet zum Einsatz. Ein großer Afrika-Kenner und –Liebhaber bereicherte nach seinen Reisen so manche Schulstunde mit immer neuen Geschichten vom „weißen Gorilla“. Verständlich, dass er häufig den Bildungsstand seiner Schüler an dem der „Hottentotten“ maß.

Mit den begehrten „Geschichten vom Krieg“ entkam man ungeliebten Schulfächern bei einem betagteren Lehrer, dessen Tochter bei der Bewältigung anfallender schriftlicher Aufgaben aushalf, oftmals auch beim Unterrichten der Klassen. „Ein Haus, ein Fenster.....une maison, une fenêtre...“ – mit französischem Sprachunterricht war er für die damalige Zeit schon sehr modern.

In den Nachkriegsjahren wurden in Jockgrim viele „Junglehrer“ eingestellt, die wegen Raumnot mit ihren Klassen auf unterschiedliche Räumlichkeiten im Ort verteilt wurden. Verständlicherweise waren die Klassen am Bergweg wegen der fehlenden Oberaufsicht am Begehrtesten, denn „dort konnten Pausen überzogen und viel Fußball gespielt werden“. Bisweilen „tönten durchs ganze Dorf fröhliche Wanderlieder“, wenn die Lehrer mit ihren Klassen vom Schulhaus zum Sportplatz im Gleichschritt marschierten.

Von einer imponierenden weiblichen Lehrkraft, einer ca. 50-jährigen alleinstehenden Dame, berichtet man: „Sie war e arch strengi Lehrerin, ä richtischi Ripp“, sie konnte alle Fächer unterrichten, Geige spielen und flitzte mit einem flotten Zweisitzer durch die Gegend. Auch bei ihr, wie bei allen Lehrern, waren Ruhe, Zucht und Ordnung geboten. Zur Durchsetzung verhalf der damals übliche Strafkatalog. Im Theaterstück „Käpplerin un Kalkmännel“ unterhalten sich die Kinder darüber: „Ich hab neilich bei dere hunnert mal schreiwe misse: Ich darf in der Schule nicht schwätzen!“ worauf ein anderes Kind antwortet: „Un ich hab 800 mal schreiwe misse: Ich darf in der Schule nicht vorsagen.“

Steigerungen waren möglich: von handschriftlichen Strafarbeiten im Umfang von 10 bis 20 Seiten über praktische Straf-Arbeiten wie z. B. kleingehacktes Holz vom Schulhof auf den Speicher des Schulhauses tragen bis hin zu züchtigenden Prügelstrafen in Form von „Patschhändchen“ (=Schläge mit dem Stöckchen auf die Hand) für die Mädchen, „die Jungs“ so erzählte man, „wurden über die Schulbank gelegt und bekamen mit dem Rohrstock den Hintern verhauen“.

PR-Gruppe - Theaterprojekt 750 Jahre Jockgrim

» Die Projekte zum Dorfjubiläum im Jahr 2015