Tafeln zur Geschichte Jockgrims
Der Arbeitskreis Geschichte hat zum Dorfjubiläum diese vier Informationstafeln mit dem Hintergrund zu historischen Orten in Jockgrim gestaltet.
Diese Tafeln werden demnächst an den jeweiligen Orten aufgestellt.
» Das Dorf Schweinheim
Hier im Oberschweinheimer Feld stießen im Jahre 1905 Arbeiter bei Grabungen auf römische Urnengräber. Die dabei gefundenen Gefäße werden der „spätrömischen Keramik“ zugeordnet, der Zeit zwischen 250 und 350 nach Christi. Deshalb geht man davon aus, dass sich hier eine kleine Siedlung oder ein Gutshof befand. Denn in der Regel lagen römische Ansiedlungen nicht mehr als 200 bis 300 m von ihrem zugehörigen Bestattungsplatz entfernt.
Im 5. Jahrhundert überschritten unter dem Druck des Hunnenvorstoßes alemannische Stammesverbände den Rhein und besiedelten die Vorderpfalz. In einigen Ortsnamen ist dies noch erkenntlich durch die Endung –ingen.
Die Besiedlung (Landnahme) durch die Franken hat im 6. Jahrhundert unter dem Merowingerkönig Chlodwig stattgefunden, der als Gründer des Frankenreiches anzusehen ist. Die Franken benannten ihre Orte mit der Endsilbe –heim (= Dorf).
Das Dorf Schweinheim wurde nach dem fränkischen Anführer „Sweino“ benannt und wird erstmals in einer kaiserlichen Urkunde vom 15. März 1051 als „Sueninheim“ erwähnt. Die Orte unterstanden dem König/Kaiser. Im Jahre 1051 schenkte Kaiser Heinrich III. das Dorf Schweinheim dem Bischof Sigebodo von Speyer.
Ausschlaggebend für die Auflassung des Ortes Schweinheim und den Umzug ins befestigte Dorf Jockgrim dürfte das Bedürfnis nach Sicherheit gewesen sein.
Bis zum heutigen Tag hat sich das „Schweinheimer Kirchel“ als Relikt des aufgelassenen Ortes Schweinheim erhalten. Zunächst hatte Jockgrim keine Pfarrkirche, sodass dieses Kirchlein bis ins 15. Jahrhundert als Pfarrkirche diente. Außerdem wurden bis zum Jahre 1785 gelegentlich auf dem Friedhof neben dem Schweinheimer Kirchel Verstorbene beerdigt. (Kirchengeschichtliche Informationen finden sich im Inneren des Kirchels!)
Quelle: Dr. Dieter Rasimus, Chronik der Ortsgemeinde Jockgrim
» Das Römerbad
Im Jahre 1855 wurden die Fundamente dieses römischen Bades aufgedeckt und im Jahre 1857 wieder geschlossen. Im Jahre 1905 ließ Geheimrat Wilhelm Ludowici die Reste des römischen Bades erneut öffnen. Die Grundmauern waren noch soweit vorhanden, dass ein vollständiger Grundriss aufgezeichnet werden konnte. Die Ruinenreste wurden wieder zugedeckt, um sie vor dem Verfall zu bewahren.
» Die Bienwaldglashütte
Um 1678 stand hier eine Glashütte, geleitet von Jakob Greiner, der den Titel „der Zeit Hüttenmeister auff der Fürstlich Bischöfflich-Speyerischen Glaßhütten in dem Bienwaldt“ führte. Nach seinem Tod 1697 erhielt seine Witwe am 15. Mai 1698 die Genehmigung zur Leitung des Betriebs von der Landschreiberei laut Pachtvertrag.
Der Schwiegersohn Michael Fahn übernahm die Leitung der Hütte als die Witwe Greiner „alt und dem Werck nicht mehr gewachßen“ war.
Die Glashütte war noch im Jahre 1719 in Betrieb. In einem Vermerk heißt es, dass das Gebäude, in dem die Brennöfen standen, eingefallen sei und dass man das Bauholz nach seiner Tauglichkeit für eine weitere Verwendung sortiert habe. Man war jedoch nicht geneigt, „das zum Ruin des Waldes gereichende Glashüttenwerck wieder herstellen zu lassen.“
Für eine 50 kg Glasmasse wurden 400 kg Brennmaterial gerechnet. Große Mengen Holz verbrannten bei der Gewinnung der Pottasche, die als Flussmittel zur Absenkung der Schmelztemperatur des Quarzes auf etwa 1150 – 1200 Grad diente. Eine andere Berechnung: Für 2 Flaschen oder Weinpokale wurde 1 Kubikmeter Holz benötigt, 3% davon in den Öfen, 97% aber bei der Gewinnung der Pottasche. Dies zeigt, wie hart dem Wald zugesetzt wurde!
Jeder Meister stellte sein Glas nach einem besonderen Rezept her, das er als Geheimnis nur in seiner Familie weiterreichte. Die Grundstoffe aber waren bei jedem Glas gleich: Die Mischung bestand aus etwa 60% Quarzsand, 25% Pottasche (Kaliumkarbonat), 10% Kalk und 5% anderen Zusätzen.
Das benötigte Wasser wurde vermutlich aus dem Grundwasser gewonnen, das sich auf einer ca. 5 m tiefen Tonschicht gesammelt hatte.
Quelle: Albert Schwarz,
in: Schriftenreihe zur Geschichte des Landkreises Germersheim, Band 2
» Die Römerstraße
Der römische Straßendamm im Bienwald besteht aus einer Aufschüttung von mit Kies durchsetzter Erde, wie sie in der Umgebung vorkommt. Er hat an der Basis eine Breite von etwa 6 m, auf der Krone von etwa 3,5 m und eine Höhe von bis zu 0,5 m. Den Straßendamm findet man nur im Waldgebiet, im waldfreien Gebiet hingegen die Kiesstraße. Das Material für den Straßenbau und zur Ausbesserung wurde aus Gruben in der Nähe genommen.
Die Straße verläuft keineswegs gradlinig, obwohl keine von der Natur gegebene Notwendigkeit bestand. Deshalb wird angenommen, dass derartige Römerstraßen auf vorrömische Verkehrswege zurückgehen.
Quelle: Friedrich Sprater: Das römische Rheinzabern
» Der Meilenstein
Das Original dieses Steines befindet sich im Museum in Speyer.
Die Inschrift lautet:
IMP(e)RATORI C(a)ESARI
VALERIO LICINIANO
LICINIO NOBILIS
SIMO C(a)ESARI C(ivitas)
N(emetum) L(eugas)XIII
Der Meilenstein wurde demnach unter Kaiser Licinianus (317 – 324 n. Chr.) 13 Leugen südlich von Speyer errichtet.
Als 1 Leuge (= 1 gallische Meile) werden heute ca. 2,3 km angenommen.
Der Standort dieses Meilensteins liegt somit 29,9 km von Speyer aus gesehen.